2. Jahrgang, Nr. 35

Zur Einführung

Ohne die regelmäßige Versorgung mit Zeitungen und Zeitschriften fehlte Curt Bloch die inhaltliche Grundlage für seine Hefte aus dem Untergrund. In seinem Gedicht Dank für Illustrierten beklagt er, dass sein „Vorrat an Stoff“ zur Neige gegangen und damit zwischenzeitlich auch der Glanz des OWC verblasst sei. Doch nun habe man ihm neue Zeitungen geschickt, so dass seine Arbeit fortgesetzt werden könne.

In seiner kleinen Münchhausen-Ballade lobt Curt Bloch zunächst die Fabulierungskünste des legendären Lügenbarons. Allerdings habe inzwischen jemand dessen Lügenrekord gebrochen: Joseph Goebbels. Das Titelbild dieser OWC-Ausgabe zeigt den Schauspieler Hans Albers in der Hauptrolle des Spielfilms „Münchhausen“ von 1943, einer der erfolgreichsten Kinoproduktionen der NS-Zeit.

Ein Pressefoto von Adolf Hitler und Joseph Goebbels, dient Curt Bloch als Vorlage für das Gedicht Sie schauen beide sehr sauer.  Bloch interpretiert das Mienenspiel der Nazi-Größen als besorgt und ängstlich – weil beide wissen, dass bald ihre Stunde schlägt.

Zahlreiche Überschriften von Zeitungsmeldungen bestätigen den Rückzug der deutschen Wehrmacht aus den besetzten Ostgebieten. Der rasche Vormarsch der russischen Armee lässt Curt Bloch zum Schluss kommen: „Bald ist’s vorbei!“.

Das Gedicht Wie werden wir sie später wieder los? bezieht sich auf eine Zeitungsmeldung zu Max Blokzijl (1884–1946). Während des Zweiten Weltkriegs war der niederländische Nationalsozialist als Pressewächter und Propagandasprecher tätig. In einer Radiosendung thematisierte er, wie man die heranrückenden Briten wieder loswerden könne. Darüber müsse er sich eigentlich keine Gedanken mehr machen, befindet Bloch, denn „man knüpft ihn auf am ersten Baum“. Max Blokzijl wurde wegen Landesverrats am 16. März 1946 in Den Haag durch ein Erschießungskommando hingerichtet.

Am 20. Juli 1944 versuchte eine Gruppe von Wehrmachtsoffizieren, Adolf Hitler mit einem Bombenanschlag zu ermorden, doch er wurde er nur leicht verletzt. Joseph Goebbels überhöhte in einem Zeitungsbeitrag die „Rettung“ Adolf Hitlers mit großem Pathos. In seinem Gedicht Das Göbbelsevangelium verspottet Curt Bloch den Reichspropagandaleiter als Evangelist des Dritten Reiches, der Hitlers „Heilandschaft“ verkünde. Und doch fühle man: „Er hat auf Sand gebaut und hat das Spiel verloren.“