2. Jahrgang, Nr. 43

zur Einführung:

Das Gedicht Reichskommissar Grohe ist ein gehässiges Portrait von Josef Grohé (1902–1987). Curt Bloch verwendet sehr abschätzige Beschreibungen („Nazibonzenfresse“, „Typ primitives Schwein“, „Stück Mist“) für den neuen Reichskommissar der besetzten Gebiete Belgien und Nordfrankreich, dem er in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen ein baldiges Ende seiner Selbstzufriedenheit voraussagt.

Im Text Han Hollander als Kriegsberichterstatter stellt sich Curt Bloch den Verlauf des Weltkrieges als großes Fußballspiel vor, das von dem populärsten Sportjournalisten der Niederlande kommentiert wird. Der 1886 geborene Jude Han Hollander, dessen Karikatur auch auf dem Titelbild dieses Magazins zu sehen ist, war der erste Sportreporter im niederländischen Rundfunk und wurde mit seiner Familie am 9. Juli 1943 in Sobibor ermordet. Curt Bloch erfährt davon erst nach dem Krieg. Das erklärt die Textzeilen „Denn Han, der ist … nicht arisch, / Sei froh, wenn er noch lebt“.

In Deutsche Lyrik heute macht sich Curt Bloch über Dichter wie Artur Zickler lustig, die sich mit ihren Versen in den Dienst der Nazipropaganda stellen. Diese Reime seien „die Lyrik eurer Pleite, / Die Lyrik kurz vorm Schluss“.

Die schlechte Versorgungslage wird im Text Das Gemüseproblem thematisiert. Bloch zählt auf, welche Lebensmittel von den Deutschen genommen wurden. Man könne, so schreibt er, nur noch in den sauren Apfel beißen … Doch es werde der Tag kommen, an dem die Deutschen ohne Kanonen und ebenso ohne Gemüse dastehen.

Ironisch wirft Curt Bloch einen Blick auf Anzeigen in deutschen Zeitungen – und auf die Tatsache, dass die Deutschen nicht mehr mit dem Zug verreisen können. Denn die Eisenbahn wird nur noch für den Krieg eingesetzt; entsprechend motiviert man in der Werbung die Leserschaft dazu, Urlaub in den heimischen Gefilden zu machen. Die Überschrift einer Reklame für Fotoapparate ist titelgebend für das Gedicht: „Erst siegen und dann reisen!“.