2. Jahrgang, Nr. 55

Zur Einführung

Im Gedicht Trost beschreibt Curt Bloch, wie viel Unheil Deutschland über die Welt gebracht habe. Doch wenn es die ganze Menschheit wolle, wären „große Dinge“ möglich. Sobald die deutsche Macht gebrochen sei, werde das Böse gerächt und ein neuer Sonnenschein strahlen.

In einem Propagandaartikel wird berichtet, die neuen deutschen Jagdflugzeuge seien furchterregend und die modernsten der Welt. Ihre Schnelligkeit wird sogar von einem feindlichen britischen Piloten gelobt. Vermutlich bezogen sich die Lobeshymnen auf den Typ Messerschmitt Me 163, das schnellste Flugzeug des Zweiten Weltkriegs. Es konnte eine Geschwindigkeit von mehr als 1.000 Stundenkilometern erreichen und verfügte über eine bemerkenswerte Steigrate – allerdings war sein Konzept letztlich aus verschiedenen Gründen zum Scheitern verurteilt. Curt Bloch stimmt zunächst in den verherrlichenden Ton der Zeitungsmeldung ein und rühmt das Wunderflugzeug, das nach dem „mageren Resultat“ der V1-Rakete nun den Kriegsverlauf zugunsten der Deutschen beeinflussen könne. Doch am Ende seiner Verse hält er „diese Wundertaube“ für eine Illusion, „die deutsche Herrschaft in der Luft ist Lüge und Geflunker“.

Die quälende Ungewissheit, wie es mit ihm und den von den deutschen Besatzern unterdrückten Menschen weitergeht, bringt Bloch im Gedicht Vielleicht … zum Ausdruck. Er weiß nicht, ob sich seine Befreiung noch Tage oder Monate hinziehen wird. Doch er sieht noch Chancen darauf, vielleicht „eine Zeit der Gerechtigkeit und des Friedens“ zu erleben.

Aus der Perspektive eines Kameramannes reimt Curt Bloch das Gedicht Die Ufa-Wochenschau. Der Filmemacher lässt die Ereignisse deutscher Geschichte, die er auf Zelluloid gebannt hat, an sich vorüberziehen. Der Weg der dokumentierten Historie reicht von der Novemberrevolution im Jahr 1918 bis zum deutschen „Todeskampf“ des Jahres 1944. Nun hoffe der Mann, seinen Zuschauerinnen und Zuschauern „bald Hitlers Tod zu zeigen“. – Die erste Deutsche Wochenschau fand im Jahr 1914 (als „Messter-Wochenschau“ statt), im Jahr 1930 wurde die erste Ufa-Tonwoche produziert. Ab 1935 kontrollierte das von Joseph Goebbels gegründete Deutsche Film-Nachrichtenbüro die verschiedenen Wochenschauen, die in Kinos vor dem eigentlichen Hauptfilm gezeigt wurden. Während des Zweiten Weltkriegs dienten sie gleichzeitig der Information über das aktuelle Kriegsgeschehen und der Verbreitung nationalsozialistischer Propaganda.

Am 24. Oktober 1940 reichten sich Adolf Hitler und Philippe Pétain in Montoire an der Loire die Hände. Die Begegnung zwischen dem deutschen Reichskanzler mit dem ranghöchsten Vertreter des mit den Deutschen kollaborierendem Vichy-Regimes ist auch das Thema eines Zeitungsartikels, den Curt Bloch mit dem Datum des 13. November 1940 kennzeichnet. Jetzt, vier Jahre später, hat sich alles verändert: Frankreich wurde von den Deutschen befreit, Pétain musste das Land verlassen. Pierre Laval (1883–1945), der Philippe Pétain an der Staatsspitze verdrängte und die Zusammenarbeit mit den Besatzungsbehörden forcierte, wurde nach der Wiederherstellung der französischen Republik zunächst außer Landes gebracht und im Oktober 1945 im Ort Fresnes südlich von Paris hingerichtet.