2. Jahrgang, Nr. 31

Zur Einführung

Mit dem Gedicht Flugblattexplosion reagiert Curt Bloch auf eine Meldung aus dem Hamburger Fremdenblatt. Darin heißt es, ein Deutscher habe ein Paket mit „feindlichem Propagandamaterial“ berührt; dadurch sei eine Sprengladung im Inneren des Paketes explodiert und habe ihm schwere Verletzungen zugefügt. Bloch weiß: Mit einem solchen Bluff möchte man versuchen, die Menschen von der Wahrheit fernzuhalten. Denn spätestens nach dem Lesen der Flugblätter der Alliierten wüsste auch „der größte Idiot“, dass der Krieg für das deutsche Volk rettungslos verloren ist, und würde den Verstand verlieren. An eine baldige Explosion glaubt Curt Bloch aber dennoch – und zwar an die des Deutschen Reichs.

Nach der Landung der Alliierten am 6. Juni 1944 in Frankreich ordnete Heinrich Himmler die Deportation des belgischen Königs nach Deutschland an. Leopold III. (1901–1985) und seine Familie wurden auf Schloss Hirschstein in Hirschstein, Sachsen, gebracht und dort bis März 1945 festgehalten. Curt Bloch verfasst einen spöttischen Text auf Gastgeber Adolf, der um das Leben des Königs besorgt gewesen sei und ihm in Deutschland nun einen herausragenden Service bieten würde – bis zum sonntäglichen Frühstücksei.

Eduard Dietl (1890–1944) war ein Generaloberst im Zweiten Weltkrieg und starb am 23. Juni 1944 bei einem Flugzeugabsturz im Wechselgebirge in der Steiermark. Im Nachruf für Dietl führt Curt Bloch zunächst die Meldungen aus der Nazi-Presse auf, die den Verstorbenen in überschwänglicher Form würdigen. Dann reimt Bloch seine eigenen Gedanken zu Eduard Dietl, der ein besonders eifriger Anhänger des Nationalsozialismus war und Adolf Hitler nahe stand. Das Gedicht schließt mit der Ankündigung: „Mit Deutschland geht es wie mit Dietl, es glaubt und wird sein Leben los.“

Als Oberbefehlshaber West kam Gerd von Rundstedt (1875–1953) nach der Landung der Alliierten zur Einsicht, dass die Lage der Wehrmacht an der Westfront aussichtslos sei. Nach offener Kritik an der obersten Führung ließ ihn Adolf Hitler am 2. Juli 1944 von Generalfeldmarschall Günther von Kluge ablösen. Zwei Wochen später kommentiert Curt Bloch diese Personalie mit seinem Gedicht Von Rundstedt scheidet aus. Die „gesundheitlichen Gründe“, die offiziell für von Rundstedts Auswechslung angegeben werden, bezweifelt Bloch. Er glaubt, dass andere Faktoren den Ausschlag für die Frühpensionierung gegeben hätten – zum Beispiel die fehlende Truppenstärke für die Verteidigung der besetzten Gebiete. Aus seiner Sicht ist der Abgang des Oberbefehlshabers ein klares Zeichen: „Großdeutschland fällt auseinander.“

Im Raketenlied stimmt Curt Bloch zynisch in den Lobgesang auf die Flugbomben ein, die englischen Boden treffen und damit die Zerstörung der deutschen Städte durch die Royal Air Force vergelten sollen. Durch die großartigen Geschosse der Nationalsozialisten werde sich nun, so überzeichnet Bloch, der Kriegsverlauf ändern – das deutsche Volk würde wieder an den Endsieg glauben. Doch damit ließe es sich täuschen – denn „die Welt zahlt euch eure Raketen und eure Verbrechen bald heim.“