2. Jahrgang, Nr. 61, Seite 2
2. Jahrgang, Nr. 61, Seite 3

Titelseite / Einführung

Abschied

Von der Erde ausgespien
Und geächtet und verloren
Stets verdammt zum Weiterziehen
Scheint zum Wandern man geboren

Ohne festen Zufluchtsort,
Stets verjagt und stets vertrieben,
Einmal hier und einmal dort,
Und kein Platz ist uns geblieben.

Und so muss Ahasver gleich
Wieder mal sein Bündel schnüren
Und ich frag: Wohin wird euch,
Wohin mich das Schicksal führen?

Öffnet man uns eine Tür,
Willig uns Asyl zu geben,
Denn wir wollen weiterleben
Wenn man auch nicht weiß, wofür

Ist dies Leben wirklich wert
Und solch wunderbare Sache,
Dass man sich die Mühe mache
Und solch Sorge uns beschwert?

Lasst es laufen, wie es läuft
Lasst nur kommen, was da wolle,
Lasst es rollen, wie es rolle,
Glücklich jener, der begreift,

Dass am Ende dieser Zeit,
Dass am Ende dieser Sorgen,
Einmal tagt ein neuer Morgen
Ohne Schmerz und ohne Leid.

Bauend auf den guten Stern
Lasst uns auseinandergehen,
Hoffend, dass nicht allzufern
Winkt ein frohes Wiedersehen.

 

 

[Lesung: Robert Dölle]

Transkription: Thilo von Debschitz