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Titelseite / Einführung Inhaltsverzeichnis

Die neue deutsche Sparsamkeit

Ihr führt den Krieg für eure Bonzen
Und für sie tragt ihr alles Leid
Und heute mahnt man in Annoncen
Euch an zur größten Sparsamkeit.

In dem Gebrauch von allen Dingen
Die täglich man zum Leben braucht,
Deutschland wird nur den Sieg erringen,
Wenn man nur sonntags Tabak raucht.

Güte wiegt schwerer als Menge
Echter Genuss liegt nicht darin viel zu haben,
sondern: von Wenigem viel zu haben.
Der Raucher „verpufft“ heute
Nicht sein Päckchen Böninger Tabak
Er genießt es mit Bedacht
Zur Feierstunde
oder am Sonntag!

Und putzt ihr heute eure Zähne,
Gebraucht nur wenig Chlorodont,
Ein Mehrverbrauch stört Hitlers Pläne
Und schädigt sicherlich die Front.

Kaliklora
‘rauf und ‘runter
Soll man die Zähne bürsten, um die Speisereste gründlich zu entfernen. Hierbei genügt eine kleine Menge Kaliklora Zahnpasta. Letztere ist knapp und muss sehr sparsam verbraucht werden

Legt sich die deutsche Frau zur Ruhe
Trägt sie hauchdünn die Nachtcrême auf
Sie denkt, wenn ich zu viel drauf tue
Hemmt das den deutschen Siegeslauf

Laun Creme ist heute rar
Das bedenk und spar!
M. Laun, München
Kaufingerstr. 35

Creme Puder Leichner
Nur wenig auftragen, es genügt.

Bei Wind und Wetter
Sollte man die Gesichtshaut wirksam schützen
Mit Engadina Creme
Hauchdünn auftragen genügt vollkommen, da jede Packung recht lange reichen muss.
Engadina Kom.-ges.Hanau A. Main

Und vorsichtig wäscht sie die Strümpfe,
Die jetzt „wertvolles Volksgut“ sind
Man kriegt, denkt manche deutsche Nymphe
Leichter als Strümpfe heut’ ein Kind.

Und sorgsam schont sie auch ihr Mieder,
Behandelt es als rohes Ei,
Sie weiß, so schnell kriegt sie keins wieder,
Doch siegt man, ist das einerlei.

Strümpfe sind wertvolles Volksgut. Richtige Pflege verlängert ihre Lebensdauer.
Kunert Strümpfe oft wechseln, oft (doch niemals heiß) waschen! Nicht reiben, bürsten oder wringen. Sofort nach dem Waschen nochmals lauwarm spülen. Lufttrocknen! Dadurch bleibt das zarte Gewirk weich und elastisch.
Kunert-Strümpfe* so gepflegt, man drei- und viermal länger trägt!
*Erzeugnisse aus Europas größten Stumpffabriken

Soll ein Mieder auf Dauer behagen: Engste Stelle in der Taille tragen. Lauwarm waschen wenn entfernt das Metall.
Nur Rückseite plätten, nicht zu heiß den Stahl.
Den Gummi vor Sonne und Wärme schützen.
Das Mieder hält lang, die Pflege wird nützen.
Triumph und Gold
Erzeugnisse der größten Miederwerke in Europa

Die deutsche Frau getraut sich heute
Kaum noch an ihren Wäscheschrank,
Denn bei der allgemeinen Pleite
Ist ihr vor der Entnahme bang.

Wird Ihr Wäschevorrat kleiner?
Achten Sie einmal darauf; Wäsche lässt sich heute nur schwer ersetzen. Wenn Sie merken, dass Ihr Wäschebestand kleiner wird, dann ist es höchste Zeit, dagegen etwas zu tun – Sie stehen sonst eines Tages vor leeren Schränken. Beginnen Sie sofort mit einer systematischen Wäschepflege und vermeiden Sie alle Fehler, die zu einer Beschädigung führen. Eine richtige Anleitung zur längeren Erhaltung Ihrer Wäschevorräte finden Sie in der Henkel-Lehrschrift „Wäscheschäden und ihre Verhütung“. Zusendung kostenlos.

Wäsche ohne Punkte?
Sie können in drei Jahren mehr Wäsche besitzen als andere Hausfrauen, ohne daß Sie dafür Punkte brauchen. Sie müssen allerdings darauf achten, durch systematische Wäschepflege die vielfachen Schadensmöglichkeiten von Ihrer Wäsche fernzuhalten. Wäsche, die sonst entzweigegangen wäre, wird nach Jahren noch gut und tadellos sein. Näheres hierüber, und besonders über die Vermeidung von Wäscheschäden aller Art, finden Sie in einer wertvollen Henkel-Lehrschrift, die Ihnen kostenlos zugesandt wird.

Man findet hunderttausend Fälle
Der neuen deutschen Sparsamkeit,
Kartoffeln kocht nur in der Pelle,
Mit Pellkartoffeln kommt man weit.

Soo dick geschält?
Da bleibt von mir nicht viel übrig! Schälverluste sind vergeudetes Volksnahrungsgut. Die Kartoffelernte ist knapper als sonst. Haushalten ist die Parole! Daher: Nur Pellkartoffeln

Sei sparsam mit den Medizinen,
Sei sparsam mit dem Kautabak,
Dann kommst du länger aus mit ihnen,
Und sei auch sparsam mit Cognac.

Bei jeder Tablette dran denken:
Mit Heilmitteln soll man immer sparsam sein – und heute erst recht. Das gilt auch für Silphoscalin-Tabletten.
Carl Bühler, Konstanz
Fabrik pharmaz. Präparate

Die leere Hanewackerschachtel auf der Straße – verschmutzt und zertreten – zeugt von einer Gedankenlosigkeit, wie sie größer nicht sein kann! Solche leeren Schachteln gehören – auch wenn ihr Inhalt so wohlschmeckend wie Hanewacker war – ins Altmaterial, denn Altmaterial ist wichtiger Rohstoff!

Der erste Schluck: den Durst zu stillen!
Der Zweite: des Genusses willen
Mit dreien sei’s genug vom Glück!
Dann kommt er in den Schrank zurück
Olden Peters Köln
Weinbrenner bei Likörfabrik
Gegründet 1814

Vergeude nicht gedankenlos,
was Dir die Technik hat beschieden,
ist Olden Peters auch ganz groß,
sei doch mit einem Glas zufrieden
Olden Peters Köln
Weinbrenner bei Likörfabrik
Gegründet 1814

Die armen Hinterkappen!
(Wozu bin ich denn da?)
Heute geht’s um jedes Paar
Trommler Kinder- und Jugendschuhe

Ja, sparsam mit der Weinbrandflasche
Trinkt jeden Tropfen mit Verstand,
Schont Eure Schuhe, eure Tasche,
So dient ihr eurem Vaterland.

Während man früher eine Steigung
Eures Verbrauchs hat angestrebt,
Ist heute deutsche Überzeugung,
Wir siegen, wenn man sparsam lebt.

Man kittet Topf und kittet Pfanne
Im noch nicht bombardierten Haus
„Nur halbvoll sei die Badewanne!“
So spart man viele Panzer aus.

Wenn der Topf aber nun ein Loch hat,
dann machen wir uns selbst ein wasser- und feuerfestes Dichtungsmittel aus Alu-Bronce oder Gips gut vermengt mit UHU Alleskleber

Nach dem Grundsatz „Nur halbvoll sei die Badewanne“ badet man heute noch nicht überall, obwohl man mit 100 Liter gegenüber einer Kohlenklau-Füllung (randvoll 250 Liter) auskommt und ihm damit also 150 Liter verabfolgt.
Gewinn für ihn: Abgesehen von der Wassermenge streicht er außerdem noch jedesmal die Differenz der zum Erwärmen mehr benötigten Briketts ein (250 Liter = 3,5 kg; 100 Liter = 1,5 kg).

Man reist nur, wenn es dringend nötig

Eine fröhliche Sonntagswanderung ist wertvoller als eine unbequeme Bahnfahrt. Deshalb verzichten wir auf unsere Sonntagsreise. Jeder eingesparte Platz ist wertvoll zum Transport von Nahrungsmitteln; wie zum Beispiel von Milei.
Milei – der milchgeborene Ei-Austauschstoff

Und schränkt das Radiohören ein
Zu allem zeigt ihr euch erbötig,
Der Endsieg soll doch euer sein.

Was hören wir heute? Die Zeitung sagt es uns durch das Programm. Daher niemals das Gerät unnötig einschalten oder gar laufen lassen! So sparen wir Strom für die Rüstung! Wer das bedenkt, schafft „Zusatzenergien“! – Philips Valvo Werke

Es wirkt beinahe tragikomisch,
Welch Pfiffikus hat es entdeckt?
Man trinke – streng kriegsökonomisch
Fortan nur schneegekühlten Sekt

Denk daran und verschwende kein Wasser. Denn auch Leitungswasser kostet Kraft, nämlich Kohle. Eine Flasche Sekt lässt sich in frischer Winterluft auch billiger kühlen. – Deinhard Kabinett

Wenn alle deutschen Volksgenossen
So ihren Schampus setzen kalt,
Ist Adolf sicher nicht erschossen,
Dann kommt die große Wendung bald

Vergeudet ist das Volksvermögen
Schon lang für Adolfs Illusion,
Und immer noch erhofft ihr Segen,
Schränkt man nur ein die Konsumption.

Und sorgt man nur für Rüstungszwecke,
Dann, denkt ihr, kommen wir soweit,
Ihr spart an der verkehrten Ecke
Mit der neudeutschen Sparsamkeit.

Transkription: Thilo von Debschitz