Dienstag, 25. April 1944 – 2. Jahrgang, Nr. 137
Vorabend der Invasion?
Zeitpunkt jetzt günstig.
Geheime Waffen auf beiden Seiten.
Alles hängt jedoch davon ab, ob die Alliierten das atlantische Bollwerk durchbrechen können oder nicht. Da von alliierter Seite jedoch nicht bekannt gegeben wurde, mit welchen Mitteln man das schwerste Bollwerk in der Kriegsgeschichte zu überwinden hofft, und von deutscher Seite nichts Näheres über die geheime Vergeltungswaffe veröffentlicht wird, die jetzt als Rückgrat des deutschen Verteidigungssystems gegen eine mögliche Invasion betrachtet werden kann, ist jede weitere Betrachtung über das „Wie?“ und „Was?“ reine Spekulation.
Die Invasionsgerüchte schwirren
Zur Zeit mal wieder mächtig rund
Und wenn wir uns diesmal nicht irren,
Dann ist im Augenblick wohl Grund
Für Hoffnung und für Optimismus,
Dass wirklich bald etwas passiert
Und dass man den deutschen Faschismus
Von allen Seiten attackiert.
Wir haben lang darauf gewartet
Denn unsre Lage ist nicht so
Besonders angenehm geartet
Als dass wir nicht gewaltig froh
Begrüßen würden das Verschwinden
Von Adolf Hitlers Tyrannie
Es dauert lang und manchmal finden
Wir schon, die Freiheit kommt wohl nie.
Und doch, hat sich viel zugetragen
Just in der allerletzten Zeit
Und eines Tages wird man sagen,
Es ist nun Gott sei Dank so weit.
Ja, bald kommt es zum letzten Treffen
Zwischen Kultur und Barbarei,
Die Nazis suchen noch zu bluffen
Und doch, man weiß, es ist vorbei
Sie munkeln von geheimen Waffen,
Die man in Vorbereitung hält
Und prahlen noch, sie würden’s schaffen,
Doch ist’s mit ihnen schlecht bestellt
Sie wissen, Adolf Hitlers Tage,
Sind nun definitiv gezählt
Der Feind holt aus zum letzten Schlage,
Sie sind geängstigt und gequält.
Und beben vor den Ungewittern
Und vor dem Tag, da man sie straft
Und doch verbergen sie ihr Zittern
Und tun, als strotzten sie von Kraft.
Es ist schon lange, dass sie bellten
Gegen den Terrorbombenkrieg,
Sie drohten an, man würd’s vergelten
Doch die Vergeltungswaffe schwieg.
Und war schon beinah halb vergessen
Und Deutschland glaubte nicht mehr dran,
Doch nun trägt man, Senf nach dem Essen,
Auf’s neue die Vergeltung an.
Sie ist nun defensive Wehrung,
Die den Atlantikwall beschützt,
Den Feinden bringe sie Verheerung,
Nur gut, dass Deutschland sie besitzt.
Man blieb euch schuldig die Vergeltung
Die man seit langem euch versprach
Und Deutschland fühlt eine Erkältung,
Man sieht’s das Hakenkreuz ist schwach.
Man sieht den Schwindel und die Lüge
Und man erkennt des Pudels Kern:
Man bringt es nimmermehr zum Siege,
Die Niederlage ist nicht fern.
Transcription: Thilo von Debschitz