Totale Kriegsanstrengung.
Schwere Strafen bei Verstößen.
Vom Reichsbevollmächtigten für die totale Kriegsanstrengung, Reichsminister Dr. Goebbels wird mitgeteilt, dass in Zukunft nur noch Film und Radio den Soldaten an der Front und den Arbeitenden in der Heimat Entspannung bieten und kulturelle Werte vermitteln werden. Mit dem geringsten Einsatz von Menschen und Material erreichen diese die größtmöglichen Kreise des deutschen Volkes.
Bestimmt wird, wie das DNB meldet:
Alle Theater, Varietés, Kabaretts und Schauspielschulen müssen bis zum 1. September 1944 geschlossen werden. Die entsprechenden „Fachschaften“ und Berufsgruppen werden aufgelöst und der private Schauspiel-, Gesangs- und Tanzunterricht wird eingestellt. Alle Zirkusunternehmen, mit Ausnahme einiger, die zur Erhaltung des wertvollen Tierbestands notwendig sind, werden stillgelegt. Die freiwerdenden Kräfte, soweit sie für den Krieg nutzbar sind, werden den kämpfenden Truppen zugeführt. Alle anderen werden in der Waffen- und Kriegsproduktion eingesetzt. Alle Orchester, Musikschulen und Konservatorien, mit Ausnahme einiger führender Einrichtungen, die auch vom Rundfunk für die Durchführung seiner Programme dringend benötigt werden, stellen ihre künstlerische Arbeit ein. Ihre Mitglieder werden auf die gleiche Weise wie die der stillgelegten Theaterensembles der Wehrmacht zugeführt bzw. in der Waffenindustrie eingesetzt. Im Bereich der bildenden Kunst werden aus dem gleichen Grund Kunstausstellungen und Wettbewerbe eingestellt und Akademien, Kunsthochschulen sowie private Kunst- und Malerschulen geschlossen. Veröffentlichungen im Bereich der schönen Literatur, Unterhaltungs- und verwandten Lektüre werden eingestellt. – 25-8-44.
Es ist ‘ne allgemeine Pleite,
Und heute zeigt sich unverhüllt
Euch der Medaille andre Seite,
Der Hitlerherrschaft wahres Bild.
Da ist auch nichts und nichts mehr über
Als wie die allergrößte Not,
Nach beinah zwölf Jahr Nazifieber
Ist heute bei euch alles tot.
Das ist gewiss nicht mehr spartanisch,
Hierbei war Sparta Luxusstaat,
Im Dritten Reiche gibt es garnischt,
Das ist bestimmt in Josephs Rat.
Ihr dürft noch etwas Radio hören
Und dürft auch mal ins Kino gehn,
Doch weiter müsst von dem ihr zehren,
Was ihr mal früher habt gesehn.
Denn die Theater sind geschlossen
Und Varietés und Kabare[t]ts
Stattdessen freun die Volksgenossen
Sich an dem Hakenkreuzgeschwätz
Und an den Akrobatentouren
Der Hakenkreuzagitation
Und faulen Zauberprozeduren
Sowas ersetzt den Zirkus schon.
Man sieht den Klumpfuß Drahtseil tanzen
Und schlangenmenschlich toll verrenkt
Zeigt er euch Deutschlands gute Chancen
Solange Adolf Hitler lenkt.
Es ist nun mal ne Zeit der Härte
Und eine Zeit der Sparsamkeit
Und drum verzichtet auf Konzerte
Und jede andre Lustbarkeit.
Man machte so die Komödianten
Auch für den Heeresdienst aktiv
Die Heldenväter sind Garanten
Des Siegs, nun geht es nicht mehr schief.
Und sind die Schauspieler auch böse,
Sie tragen stumm ihn Missgeschick,
Manch lust’ge kleine Balleteuse
Steht heute brav in der Fabrik.
Es trat der Rhythmus der Maschine
Anstelle der Ballettmusik
Und manche Primaballerine
Wünscht, Adolf bräche sein Genick
Ja Schauspieler und Schauspielschüler,
Die stehen sicherlich bereits
Von nun an doch ein wenig kühler
Zu Hitler und zum Hakenkreuz
Man baut die letzten schäb[i]gen Reste
Der deutschen Kunst nun gründlich ab.
Und das System zeigt sich aufs beste:
Als Deutschlands kulturelles Grab.
Transcription: Thilo von Debschitz