2. Jahrgang, Nr. 11

Zur Einführung

„Hände falten, Köpfchen senken“ – so beginnt ein Gebet, das in der Zeit des Nationalsozialismus in Kindergärten und Schulen praktiziert wurde, es war Adolf Hitler gewidmet. Entsprechend endete jeder Absatz mit dem Gruß „Heil Hitler!“ Für die Verbreitung eines Schmähgedichtes auf dieses Gebet wurden vier Personen in Deutschland zu Gefängnisstrafen verurteilt, darunter der Schlosser Karl Linde. Curt Bloch lässt es sich ebenfalls nicht nehmen, die Fürbitte mit einem neuen Text zu versehen. So listet er die großen Verfehlungen unter Hitlers Führung auf: Judenverfolgung, Überfall der Nachbarländer, Plünderung, Tod und Verderben. Bald, so Bloch, würden sich Polen und Tschechen für das erlittene Unrecht rächen – „Heil Hitler!“.

Im Gedicht Der Unterricht des Herrn Seyss zeichnet Bloch den Werdegang des Reichskommissars für die Niederlande nach. Arthur Seyß-Inquart war zunächst Reichsstatthalter in Österreich, bis er ab 1940 in den Niederlanden unter anderem verantwortlich für Zwangsarbeit, Deportation der Juden in Vernichtungslager, Niederschlagung von Streiks und die Erschießung von Widerstandskämpfern war. Dem niederländischen „Brudervolk“ habe er die nationalsozialistischen Ideologien nahebringen wollen, schreibt Curt Bloch, doch diese hätten sich als „Geschwätz“, „Phantasien“ und „Lügen“ erwiesen. Diejenigen, die ihm gefolgt seien, fürchteten nun um ihr Leben. Der Reichskommissar sei ebenso wie die Gruppe um den NSB-Vorsitzenden Anton Mussert „dem Tode geweiht”.

Im dritten Text beschäftigt sich Curt Bloch mit Jacques Doriot (1898–1945). Der Politiker startete erst als überzeugter Sozialist, wurde dann Kommunist und schloss sich schließlich den französischen Faschisten an. Dass man seine Überzeugungen so leicht verändern kann, hält Bloch für erstaunlich. Das lässt sich auch am Titel Die tolldreiste Geschichte des Pére Doriot ablesen, zu dem sich Curt Bloch von Honoré de Balzacs Büchern inspirieren ließ. Die Erscheinung als Hitlerleutnant in deutscher Uniform, vermutet Bloch optimistisch, sei Jacques Doriots letzte Rolle – seine Taten würden bald gesühnt werden.