5.12.1944, 2. Jahrgang, Nr. 57, Seite 2
5.12.1944, 2. Jahrgang, Nr. 57, Seite 3

Titelseite / Einführung

Sankt Nikolaus in Kriegszeiten

Sankt Nikolaus, den alten Klaus,
Hört man voll Missmut schnaufen.
Es tut ihm leid, zu dieser Zeit
Ist kein Geschenk zu kaufen.

Im letzten Jahr war’s schwer fürwahr,
Geschenke musst man suchen,
Doch jetzt, so’n Mist, fort alles ist,
Sankt Niklas hört man fluchen.

Da steh ich dann, ganz ohne Plan,
Um dies und das zu geben.
Schuld ist der Mof, der macht uns Zoff,
Was ist das für ein Leben?

Ob Dampflok, Puppen, Teddybär,
Kein Spielzeug ist zu finden,
Doch Jung und Alt erwarten’s bald,
Ich kann es nicht verwinden.

Ich weiß nicht Rat und weiß nicht Tat,
Um irgendwas zu schenken.
Da schimpf ich nur und werde stur,
Was soll ich mir ausdenken?

Hab nichts im Sack, nicht mal Tabak,
Für Herren nichts zu rauchen,
Auch für Madam kein Marzipan,
Obwohl sie’s gut könnt’ brauchen.

Und zum Verdruss fehlt Pfeffernuss,
Es fehlt auch Butterkuchen
Und Süßigkeit, das geht zu weit,
Es ist wirklich zum Fluchen!

Kein Fläschchen Wein, das sollt’ nicht sein,
Und auch kein Krug Jenever.
Das ist zu dumm, es wirft mich um,
Geht mir an Herz und Leber.

Ich sag dann: Ruprecht, lieber Knecht,
Was können wir nur machen?
Denn, lieber Knecht, es ist ganz schlecht,
Wir haben keine Sachen.

Es ist wohl klar, dass wir dies Jahr
Die Tätigkeit beenden.
Doch ich fass Mut, bald wird es gut,
Zum Bess’ren soll sich’s wenden.

Übersetzung: Günther Reinhold