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Schwacher Trost

Das Dritte Reich hat großen Kummer
Es wird allnächtlich bombardiert
Man kommt nicht mehr zu Schlaf und Schlummer
Und wird fortwährend alarmiert,

Ob Hamburg, Köln, ob Wilhelmshaven,
Ob Emden, Essen, Ruhrgebiet,
Wir haben ewig nicht geschlafen,
Hört täglich man das gleiche Lied.

Die Menschen werden blass und blässer,
Denn ihre Nachtruh ist passé
Und Göbbels ruft, es wird schon besser,
Der Wendepunkt ist in der Näh!

Ja, meine allerbesten Leute,
In England ist man schon sehr bang,
Jawohl, in England weiß man heute
Es dauert gar nicht mehr so lang

Dann kommt der Tag, da wir uns rächen
Ja England zittert, England bebt,
Fühlt dass Bestrafung der Verbrechen
Bald über seinem Haupte schwebt.

Als Albdruck liegt die Angst vor Strafe
Dem Britenvolke auf der Brust
Wer denkt, dass England ruhig schlafe
Der hat es bisher falsch gewusst.

‘S ist nicht der deutsche Bombenwerfer,
Der England nicht mehr schlafen lässt
Es ist etwas, das wirkt viel schärfer,
Das nistet sich in England fest.

Es hat sich zähe festgebissen
Es quält und drückt der Britten Geist,
Es ist Englands schlechtes Gewissen,
Ihr könnt nicht wissen, was das heißt!

Denn wir sind rein und sonder Fehler
Wissen uns von der Kriegsschuld frei,
Und blütenweiß ist unsere Seele
Und frei von aller Barbarei,

Wir führen Krieg mit reinen Händen
Wir haben ihn ja nicht gewollt
Und einmal wird das Unglück enden
Das heute über Deutschland rollt.

Und fallen heute auch die Bomben
Ertragt es ruhig in Geduld,
Kriecht in die Luftschutzkatakomben
Und denkt: Wir tragen keine Schuld.

Verliert ihr auch die ganze Habe,
Es lasse euch vollkommen kalt,
Denkt über England krächzt ein Rabe
Die deutsche Rache kommt sehr bald!

Doch das kann Deutschland nicht erwärmen
Heut ist auf Göbbels man erbost,
Man will nicht langer ab sich härmen
Und sein Versprechen ist kein Trost.

Denn dafür kann man sich nichts kaufen,
Fürwahr, es war ein teurer Spaß,
Man sieht den letzten Sand verlaufen
In Doktor Göbbels Stundenglas.

Transkription: Thilo von Debschitz