Mein liebes deutsches Publikum
Du willst die Wahrheit wissen,
Du merkst, Herr Göbbels hält dich dumm,
Du wirst von ihm be … trogen.
Du merkst es wie dich hintergeht
Und dich betrügt die Leitung,
Die Wahrheit wird entstellt, verdreht
Und kommt so in die Zeitung.
Was heute so die Zeitung schreibt,
Es ist ein Truggewebe.
Man hofft und wünscht und denkt, so bleibt
Die Stimmung in der Schwebe.
Man möchte gern auf jeden Fall
Bei Stimmung euch erhalten
Und muss darum mit Phrasenschwall
Die Wahrheit umgestalten.
Die Wahrheit ist im Augenblick
Zu schrecklich und zu bitter,
Vermeiden will die Nazicliqu’
Der Volkswut Ungewitter.
Man weiß, wenn ihr die Wahrheit seht
Mit mitleidsloser Blende
Und klarer Objektivität,
Ist ihre Zeit zu Ende.
Wenn man das Kind beim Namen nennt,
Seht ihr die Niederlage
Und wenn ihr diese klar erkennt,
Dann holt ihr aus zum Schlage.
Und damit dieses nicht geschieht,
Geht man ans Retouchieren,
Herr Göbbels singt sein Lügenlied,
Um euch zu suggerieren,
Dass Deutschland noch den Krieg gewinnt,
Doch es klingt abgesungen
Und wenn man sich genau besinnt,
Kommen Erinnerungen.
Das deutsche Volk hört den Gesang,
Brüchig klingt er und heiser,
Man hörte einst den gleichen Klang,
Kurz darauf fiel der Kaiser.
Es schneidet auf, es prahlt und rühmt
Das Hakenkreuzgesindel
Das Volk will Wahrheit unverblümt
Und frei von Göbbels Schwindel.
Es fühlt betrogen sich, geneppt,
Und will die Wahrheit finden.
Wohlan, ich geb euch ein Rezept,
Die Wahrheit zu ergründen.
Verkehrt genau ins Gegenteil,
Was heut’ die Blätter bringen,
Froh muss euch Göbbels Wutgeheul
In euren Ohren klingen.
Und schreibt er „schwarz“, lest es als „weiß“,
Und schreibt er „süß“, lest „bitter“,
Und schreibt er „kalt“, dann ist es „heiß“,
Statt „Mut“ liest man „Gezitter“.
Und anstatt „gut“ lese man „schlecht“.
„Stärken“ bedeutet „Schwächen“
Und schreibt Herr Göbbels über „Recht“,
Bedeutet es „Verbrechen“.
Wenn er von einem „Endsieg“ schreibt,
Lies es als „Niederlage“
Und wenn er schreibt, dass Hitler bleibt:
Gezählt sind Hitlers Tage.
Und schreibt er gerade, lies dann krumm
Und schreibt er krumm, lies gerade.
Ja, dreht nur sein Geschreibsel um,
Schreibt Nutzen er, lest Schade.
Erkennt in ihm den Lügentropf,
Kommt endlich doch zur Klarheit,
Stellt Doktor Göbbels auf den Kopf,
Dann findet ihr die Wahrheit.
Transcription: Thilo von Debschitz