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Titelseite / Einführung Inhaltsverzeichnis

Die Illustrierten an die Front!

Die Front hat scheinbar Langeweile,
Denn sie hat nicht sehr viel zu tun,
Trag bei zu ihrem Seelenheile
Und sende den Soldaten nun

Jedwede illustrierte Zeitung,
Nachdem du sie gelesen hast,
Dass du dies tust, ist von Bedeutung,
So trägst du mit des Krieges Last.

Und jede deutsche Illustrierte
Fordert nun ihren Leser auf,
Dass er sie an die Front spendierte,
Denn die Soldaten warten drauf.

In jedem Heft wird nimmermüde
Man mit der Mahnung bombardiert,
Doch gibt es kleine Unterschiede
Wie man den Aufruf formuliert.

Und in „Berliner“ und „Koralle“,
Die man vom Juden Ullstein nahm,
Da kannte man in diesem Falle
Ganz sicher keine falsche Scham.

Recht eindeutig ist man gewesen,
Dass man’s nicht missverstehen konnt’:
„Sie haben dieses Heft gelesen,
Nun schicken Sie es an die Front!“

… und nun schicken Sie dieses Heft an die Front!
… und nun schicken Sie dieses Heft an die Front!

Das „Illustrierte Blatt“ tut’s ähnlich
Auch Frankfurt macht in Sachlichkeit
Und beugt sich darum wie gewöhnlich
Auch diesem Rufe unsrer Zeit:

… und nun senden Sie „Das Illustrierte Blatt“ an die Front

Doch ist es bei dem „Illustrierten
Beobachter“ ganz anders schon
Man findet bei den Nazihirten
‘nen äußerst kordialen Ton.

Wie immer geistesgegenwärtig,
Wo irgendwas geschehen muss,
Macht man ihn gleich versendungsfertig
Mit einem schönen Heimatgruß.

Mit herzlichen Heimatgrüßen an die Front von:

Die „Kölner“ pflegt die Tradionen
Der rheinischen Gemütlichkeit,
Man hört den Tonfall jener Zonen,
Behäbig, lustig, langsam breit:

„Schickt dieses Heft unsern Soldaten!“
Nun woher wird das Heft schon sein?
Da braucht man nicht sehr lang zu raten,
„Es ist ein Heimatgruß vom – Rhein.“

Schickt dieses Heft unseren Soldaten.
Es ist ein Heimatgruß von:

Doch wird im Tonfall der Kaserne
Man gleich drauf heftig angekläfft,
Die „Hamburger“ schnauzt scheinbar gerne:
„Nun an die Front mit diesem Heft!!!“

Und nun: An die Front mit diesem Heft!

Dann schon die „Deutsche Illustrierte“,
Die hat ‘nen hitlerieken Ton,
Man meint man hört ’ne manierierte
Ansagerin vorm Mikrophon:

Hast du beendet die Lektüre,
Schick diese Zeitung bitte ein
An Grenadiere, Musketiere,
Die Front wird dir sehr dankbar sein.

Wenn Du Deine „Deutsche Illustrierte“ gelesen hast,
schicke sie an Soldaten, die Du kennst. Die Front dankt es Dir.

Die „Münchener Illustrierte Presse“
Nimmt auch an diesem Reigen teil,
Drum schickt sie ein im Frontinteresse
Und zu des Dritten Reiches Heil.

Sendet die Münchner Illustrierte unseren Soldaten!

Den Wiener Charm kriegt man zu spüren
Und man kann sich ihm nicht entziehn,
Die Donaustadt zieht uns in ihren
Magischen Bann, ja: Wien bleibt Wien.

Wien ist nicht nüchtern und nicht sachlich
Nicht preußisch hart, nein Wien ist weich
Und wenn man’s liest, dann weiß man: Sprachlich
Tut es den Wienern niemand gleich.

… und nun schicken Sie dieses Heft einem Soldaten als Gruß der Heimat an die Front!

Doch wird der Wunsch nach Illustrierten
In aller Bälde wohl gestillt.
Wenn erst die Feinde attackierten
Kriegt eure Front ein andres Bild.

Transkription: Thilo von Debschitz