Zeugen für die Nachwelt
Im Auftrage des Führers werden in allen Teilen des Reiches geschichtlich wertvolle Wand- und Deckengemälde mit aller Kunst der Farbphotographie aufgenommen, um als Zeugen unvergänglicher Kultur der Nachwelt überliefert zu werden, auch wenn der Luftterror die Originale zerstört. – Müncher Presse 1-6-44
Der Krieg schlug auch der deutschen Kunst
Die allerschwersten Wunden,
Manch Kunstwerk hat durch Feuersbrunst
Sein Ende schon gefunden.
Doch sieht erleichtert und erfreut
Man, wie dank Hitlers Walten
Auf manchem Streifen Celluloid
Die Kunst wird festgehalten
In Weimars Schlösschen Bellevue,
Und Stuttgarts Solitüde
Und Wilhelmshöh’ und Sanssouci,
Da filmt man nimmermüde
So manches Wand- und Deckenbild
Von künstlerischer Prägung.
Das deutsche Volk liest dankerfüllt
Des Führers Überlegung,
Es bleibe die Erinnerung
Den späteren Geschlechtern
An diese Kunst von edlem Schwung,
Den Söhnen und den Töchtern
Kann man dereinst, was früher war,
Noch photographisch zeigen
Von alter Schönheit, wunderbar,
Kann man sich überzeugen.
Sie filmen nun von früh bis spät
So manches Prachtgemälde,
Wenn es nach Adolf Hitler geht,
Dann ist in aller Bälde
Ein jedes Bild photographiert,
Wenn Bomben es verdarben,
So macht das nichts, es ist kopiert
In schönsten Photofarben.
Die Schlösser Mannheim, Bückeburg,
Den Zwinger auch in Dresden,
Sie alle konserviert man durch
Den Farbenfilm am besten.
Ja, wenn die Feinde eure Kunst
Nun auch in Trümmer werfen,
Vermitteln euch ‘nen blassen Dunst
Demnächst die „Kunstkonserven“.
Sie zeigen Pracht und zeigen Glanz,
Den Hitler übernommen
Der Farbenfilm zieht die Bilanz,
Wie weit ihr seid gekommen.
Dank seiner Wahnsinnspolitik
Habt ihr zum Krieg gerüstet,
Doch wetterwendisch ist das Glück,
Nun wird das Land verwüstet.
Er hat euch in den Krieg geführt
Und raubte euch das Beste.
Es ist zwar hübsch photokopiert,
Doch sonst sind’s Trümmerreste.
Der Führer hat viel mehr Kultur
Als frühere Vandalen,
Die plünderten und raubten nur,
Zerstörten bloß und stahlen.
Herr Hitler folgt dem gleichen Brauch,
Viel ließ er demolieren,
Doch das Zerstörte ließ er auch
– Zum Teil – photographieren.
Transcription: Thilo von Debschitz