4. März 1944
Zur Einführung
Sechs absurd optimistische Zeitungsmeldungen zum Kriegsverlauf in der Ukraine inspirierten Curt Bloch zu seinen gereimten Ostfrontperspektiven. Nachdem die Sowjetarmee die deutschen Truppen bereits in Stalingrad besiegt hatte und nun in der Dnjeprschleife einzukesseln drohte, lasse sich die aussichtslose Lage der Deutschen nicht mehr totschweigen. Hitlers größenwahnsinnige „Raumstrategien“ hätten sich als „Raumgeschwätz“ erwiesen, das an der harten Realität scheitern werde.
Der Zustand in Polen, das von den deutschen Besatzern als „Generalgouvernement“ bezeichnet wurde, stellt sich für den gut informierten Curt Bloch ganz anders dar als in der nationalsozialistischen Propaganda. Er glaubte den Lügen der Deutschen schon lange nicht mehr. Wenn er in ihren Darstellungen einen falschen Klang wahrnahm und erst recht, wenn sie etwas heftig und „mit Fanfaren“ bestritten, war er sich sicher, dass sie „irgendwo der Schuh“ drückte.
„Grimm“iges Märchen ist Curt Blochs Text zum Titelbild dieser OWC-Ausgabe. Am Beispiel der Leipziger Straße, einer luxuriösen Einkaufsmeile in Berlin – dort stand u.a. das jüdische Kaufhaus Tietz –, zeigt er das Vorher und Nachher der deutschen Hauptstadt unter nationalsozialistischer Herrschaft. Während sich die Schaufenster leerten, die schöne Straße in Schutt und Asche gelegt wurde und ihre Bewohner hungerten oder in der Ferne den Heldentod starben, „behielt Herr Göring seinen Bauch“ und „dem Führer krümmt man noch kein Härchen“.
In Curt Blochs Gedicht Die Finnen geraten ins Wanken geht es um deren Bedrohung durch den unaufhaltsamen Vormarsch der Russen. Während die Finnen lange auf den Sieg ihrer deutschen Unterstützer vertraut und eine Kapitulation völlig ausgeschlossen hatten, berichtete ein Zeitungsartikel vom 16. Februar von angeblich geplanten Friedensverhandlungen. Am folgenden Tag wurde Helsinki von den Russen bombardiert und Bloch bereut aus finnischer Perspektive die Kooperation mit den Deutschen: „Dank dieser Schurken sitzen wir in der Klemme“.