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Man spielte die Eroïca,
Die Egmontouvertüre
Und manchen, der den Staatsakt sah,
Dem war’s, als ob er spüre,
Dass was man ‘14 falsch gemacht
Demnächst berichtigt werde,
Deutschland erstand aus tiefster Nacht
Und wird die Macht der Erde.
Man ehrt die im vorigen Krieg
Für Deutschlands Größe starben
Und die, wenn sie auch nicht den Sieg,
Doch ew’gen Ruhm erwarben.
Der Führer thront auf dem Balkon
Als nationaler Götze
Und die Elitekollektion
Besetzt die Nachbarplätze.
Vom Unbekannten stieg er auf
Zum deutschen Dalai-Lama,
So nahm das Schicksal seinen Lauf
Und so begann das Drama.
Man sieht die Nussknackerfigur
Des alten von Mackensen,
‘ne Mumie in voller Montur,
An der viel Orden glänzen.
Und Hermann Görings Mondgesicht
Glänzt heiter und zufrieden,
Nein, damals wusste er noch nicht,
Was später ihm beschieden.
Und neben ihm im grauen Dress
Sitzt Adolfs Stellvertreter,
Der wohlbekannte Rudolf Hess,
Der flog nach England später.
Und recht unrepräsentativ
Sitzt Göbbels in der Ecke,
Er ist nicht sehr dekorativ
Für solche Staatsaktzwecke.
Wie’n Waisenknabe sieht er aus
Mit mickriger Visage
In diesem prächt’gen Opernhaus,
In dieser Entourage.
Doch Joseph Göbbels leistet mehr
Als äußerlich erschiene
Er ist der Stimmungsregisseur
Hinter der Hitlerbühne.
Er muss den geistigen Lügenbau
Des dritten Reiches zimmern
Dem Volke muss die Zukunft blau,
Rosig und golden schimmern.
Ja, im Berliner Opernbau
Saß man unter den Linden
Und Adolf Hitler dachte schlau,
Das weitere wird sich finden.
Wir werden Deutschlands Position
Gehörig korrigieren,
Man wird es sehn, ich werd euch schon
Zu Macht und Größe führen.
Damals steckte das Dritte Reich
Noch in den Kinderschuhen
Und kluge Leute sagten gleich:
Adolf wird sich vertuen.
Ja, Adolf hat sich schwer vertan
Und ihr habt’s auszubaden
Und nach der ersten Jahre Wahn
Tragt heute ihr den Schaden.
Ihr ehrtet damals euren Chef
Mit langen Fackelzügen,
Heut’ könnt ihr mit der R.A.F.
Brandfackeln euch vergnügen.
Das deutsche Volk erhoffte viel
Nach Adolfs Ouvertüre,
Doch Adolf Hitlers Heldenspiel
Erwies sich als – ne Schmiere.
Transcriptie: Thilo von Debschitz